Eine anomal spaltende "gilva"-Mutante der Tomate (Submitted by H. Stubbe)

Grober, K.

In dem Material von Stubbe trat 1948 nach Rontgenbehandlung eine rezessive chlorophylldefiziente Mutante auf, die in der R2 eine Spaltung in 36 Keimlinge mit grunen und 27 mit gelben Kotyledonen zeigte. Spatestens 8-10 Tage nach dem Aufgang sterben die gil gil-Genotypen ab. Nach Pfropfung auf eine grune Unterlage entwickeln sich letztere zu kraftigen chlorophyllfreien normal fertilen Pflanzen, deren Nachkommenschaft konstant ist. Die F1 der Kreuzungen gil^+ gil^+ x gil gil und reziprok ist normal grun.

Starke Abweichungen vom idealen 3:1 Verhaltnis zugunsten der homozygot rezessiven Genotypen zeigen auch die meisten in den spateren Generationen gepruften heterozygoten Pflanzen, und nur zu einem geringen Prozentsatz sind Individuen mit anderen Spaltungsverhaltnissen aufgetreten. Unter 720 gepruften Einzelpflanzen als Nachkommen von 72 Geschwisterpflanzen mit einem annahernden

        Spaltungsverhaltnis 1 grun : 1 gelb entstand folgendes Bild:
        613 Pflanzen spalteten  < 2 : 1  (bis 1:1!)
         58    "         "        3 : 1
         23    "         "      > 4 : 1  (bis 60:1!)
         26    "         "    nicht.
Der Nachbau dieser unterschiedlichen Spaltungstypen und der Prufungsergebnisse von, 1957 und 1958 sind in Tab. 1 zusammengefasst. Der Selektionserfolg ist eindeutig, obwohl wiederum abweichende e Typen nicht selten sind. Bemerkenswert ist der ausserordentlich hohe Prozentsatz von heterozygoten Genotypen unter den phanotypisch grunen Individuen. Er betragt nicht nur in der Nachkommenschaft von Mutterpflanzen mit einem engen, sondern auch bei solchen mit einem weiten Spaltungsverhaltnis uber 90%.

Die Ergebnisse der Kreuzungen nach dem Schema gil^+ gil x gil gil und reziprok zeigen s Tab.2), dass bei Typen mit einem engen Spaltungsverhaltnis die gil-Keimzellen nur im vaterlichen Geschlecht uberwiegen. Umso unerwarteter sind die Befunde bei Individuen mit weitem Spaltungsverhltnis; hier ist sowohl im mutterlicnen als auch im vaterlichen Geschlecht das Keimzelenverhalitnis zugunsten der gil-Gonen verschoben.

Die Genotypen + + und gil^+ sind phanotypisch nicht zu unterscheiden. Lediglich nach 120 stundiger Behandlung heterozygoter Samen mit einer 0,3%igen wassrigen Colchicinlosung entstehen aus solchen Samen zu einem hohen Prozentsatz (~ 29%) grun-gelb gescheckte Pflanzen, bei denen die Scheckung sofort an den ersten gebildeten Primarblattern, zu beobachten ist. In spateren Ertwicklungsstadien einer Pflanze infiltrierte Colchicinlosungen bewirken, diesen Effekt nicht.

Tab. 1: Nachbau abweichender Spaltungstypen

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                   Spaltungstypen in der Nachkommenschaft
Spaltungstyp   _________________________________________________
    der                                    nichtspalt.
Mutterpflanze  < 2:1     ~ 3:1     >4:1     Pflanzen     Summe
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< 2 : 1          88         7        2         3         100

~ 3 : 1           7        56        9        42         114

> 4 : 1           1         -       51         4          56
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Tab. 2: Spaltungsverhaltnisse heterozygoter Pflanzen nach 
Ruckkreuzung mit dem rezessiven Elter  
(*Die Samen stammen jeweils aus einer Frucht.)

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Mutter-   bzw.Vater-
pflanze   spaltete      Kreuzung       Samenzahl*     Spaltung
grun      gelb                                      grun    gelb
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209     :    154    D 381/1 x gil gil      94         41  :   52
161     :    123    D 386/2 x gil gil      96         47  :   39
154     :    124    D 397/2 x gil gil     159         79  :   75
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524     :    401                          349        167  :  166
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248     :    187    gil gil x D 386/1     83         17   :  64
123     :    110    gil gil x D 393/1     94         37   :  56
117     :     89    gil gil x D 396/2     95         33   :  60
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488     :    386                         272         87   : 180
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124     :      1    D 399/2 x gil gil     48         19   :  29
199     :     10    D 400/1 x gil gil     83         37   :  44
174     :     16    D 402/1 x gil gil    122         57   :  64
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497     :     27                         253        113   : 137
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248     :     11    gil gil x D 398/2     83         41   :  42
186     :      9    gil gil x D 399/1    134         54   :  75
174     :     16    gil gil x D 402/1     67         26   :  40
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608     :     36                         284        121   : 157
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