Endlich, J.
In der Sorte "Rheinlands Ruhm" trat nach Rontgenbestrahlung in der X1 generation eine Pflanze auf, die in der Entwicklung gehemmt war. Die Pflanze entwickelte sich nur bis zum dritten Sympodialglied und bildete keine Seitentriebe aus. Nach Selbstung spaltete die Pflanze in normale Individuen und gehemmte Typen im Verhaltnis 1:2. Reziproke Kreuzungen mit der Ausgangssorte ergaben in den F1 -Generationen gute l:l -Spaltungsverhaltnisse. Die Mutante, die bisher mit ETR III bezeichnet wurde (Endlich, J., 1957: TGC Report No. 7, 5-6), ist die heterozygote Form eines dominant wirkenden Gens. Die Mutation wurde "Subsistens" (Sus) genannt.
Im homozygoten Zustand bedingt das Sus-Allel einen Letaleffekt und tritt mit einer Penetranz von 100% auf. Die Pflanzen sterben nach Ausbildung einiger Primarblatter ab. Nach Pfropfung auf +/+-Wurzeln entwickeln sich die letalen Sus/Sus-Individuen phanotypisch vollig normal. Die Nachkommenschaften gepfropfter Sus/Sus-Pflanzen sind auf eigener Wurzel wieder zu 100% letal.
Der DonLnanzgrad in den heterozygoten +/Sus-Individuen unterliegt grossen Schwankungen, die durch Umwelteinflusse bedingt sind. Hierbei reagieren die Pflanzen einer Nachkommenschaft auf Umweltveranderungen relativ einheitlich. Im Extremfall manifestiert sich das Sus-Allel rezessiv. Die Dominanzverschiebung ist entwicklungsphysiologisch bedingt. Es werden folgende Dominanzstufen untersehieden:
1. Extrem eintriebig
2. Eintriebig
3. Schwach eintriebig
4. Intermediar
5. Fast normal
In Abhangigkeit vom Dominanzgrad treten in den +/Sus-Pflanzen charakteristische Meiosestorungen auf: Pyknotische Degenerationen in den extrem eintriebigen Pflanzen, Storungen im Spindelmechanismus in den eintriebigen Pflanzen und "sticky"-Effekte in den schwach eintriebigen Pflanzen. Der Meioseablauf in den intermedigren und fast normalen Pflanzen ist vollig normal. Auch in den gepfropften Sus/Sus-Individuen ist der Ablauf der Meiose storungsfrei. In den Nachkommenschaften der Dominanzstufe "eintriebige Pflanze" treten 0,79% tetraploide Pflanzen auf.
Der vorliegende Fall wird in der "Kulturpflanze", Bd. VII (1959) eingehend dargestellt.