Ubergangstypen, Mutanten mit abweichenden Erbgangen. (submitted by H. Stubbe)

Endlich, J.

Das vorligende Material gehort zur Sorte "Rheinlands Ruhm" von Lyc. esculentum und stammt von einigen Buschformen ab, die in den Jahren 1950 und 1951 aus X2-Generationen selektioniert wurden. Die genetischen Untersuchungen begannen 1955.

Unter der Bezeichnung "Ubergangstypen" wird eine Gruppe von Mutanten gefuhrt, deren verschiedene Typen bisher nicht rein gezogen werden konnten, und die in den Nachkommenschaften vollig regelwidrige Aufspaltungen zeigten. In allen Generationen traten neben normalen Pflanzen die Varianten in einer kontinuierlichen Reihe gemeinsam auf. Es lassen sich zwischen den Pflanzen keine Abstufungen erkennen, alle Formen gehen ineinander uber. Die Typen wurden in 8 Klassen aufgeteilt und mit A-H bezeichnet:

A Normale Pflanze der Sorte "Rheinlands Ruhm".

B Leicht buschfarmig; 4/5 der normalen Hohe, Internodien etwas kurzer, Blatter und Blaten normal.

C Zylinderformiger Busch; etwas 3/4 der normalen Hohe, Internodien starker gestaucht, Seitensprosse verkurzt und einen kleineren Winkel mit dem Hauptspross bildend, Blatter etwas feiner und die Blattenden abwarts gekrumt, Bltuten und Blutenstande normal.

D Schmaler Zylinderbusch; Seitensprosse noch starker verkurzt als bei Typ C, sonst diesem ahnlich.

E Spindelformiger Busch; 1/2 der normalen Hohe, nur noch ein gestauchter Hauptspross mit vielen kleinen Seitensprossen, die der Hauptachse dichter anliegen, kleinfiedrige und leicht gelbgrune Blatter, am Hauptspross wenige Infloreszenzen mit stark erhohter Blutenanzahl.

F Aufgelockerter Spindelbusch; Hauptspross mit wenigen stark verkurzten Seitensprossen, sonst dem Type E ahnlich.

G Eintriebige Pflanze; etwa 25 cm hoch, Hauptspross ohne Seitensprosse, Stengel oft anthocyanhaltig, Blatter sehr klein, doch in der Form normal, hochstens 2 Blutenstande mit normalen Bluten.

H Kleine eintriebige Pflanze; sehr stark anthocyanhaltig, das Wachstum wird meist nach dem dritten Primarblatt eingestellt, kein Blutenansatz.

Werden diese morphologisch unterschiedlichen Mutanten geselbstet, so treten in den einzelnen Nachkommenschaften, neben normalen Pflanzen, alle vorhandenen Typen wieder auf. Auch im Nachbau von normal erscheinenden Individuen sind abweichende Pflanzen zu verzeichnen. Nur etwa 50% aller normalen Typen vererben konstant weiter, d.h., sie sind genotypisch normal. Je extremer die Elternpflanze von der Kontrolle abweicht, desto grosser wird der Anteil aller abweichenden Typen, besonders der extremen Typen, wahrend die normalen Pflanzen vermindert werden. Das bearbeitete Material besteht aus 2 Linien, die sich darin unterscheiden, dass bei Linie II in allen Aufspaltungen der Anteil der normalen Pflanzen hoher liegt als bei Linie I. Aus den bisherigen Unterschungen lasst sich ein Einfluss der Elternpflanze auf die Haufigkeit, mit der bestimmte Typen vorherrschend auftreten konnen, noch nicht gesichert feststellen. Doch der Anteil aller Mutanten zusammen wird in den Aufspaltungsgenerationen im Verhaltnis zu den normalen Pflanzen vom Elterntyp eindeutig bestimmt. Die folgenden Werte in % wurden von ca. 7000 Individuen aus Feldaufspaltungen gewonnen:

Linie I
                      1955                      1956
Elterntyp        normale Pfl. Mutanten     normale Pfl. Mutanten
________________________________________________________________
A                    95,0      5,0             89,3       10,7
B                    ----x)    ---             ----       ---
C                    ----                      24,7       75,3
D                    ----      ---             30,5       69,5
E                    54,5      45,5            40,0       60,0
F                    46,3      53,7            30,0       70,0
G                    21,2      78,8             9,9       90,1

x) In diesen Fallen wurden keine Nachkommenschaften angebaut.


Linie II
                      1955                      1956
Elterntyp        norm.Pfl.     Mut.        norm.Pfl.     Mut.  
_____________________________________________________________
A                    96,7      3,3             ----      ----
B                    ---       ----            ----      ----
c                    87,0     13,0             60,0      40,0
D                    90,9      9,1             45,0      55,0
E                    76,5     23,5             23,O      77,0
F                    70,1     29,9             ----      ----
G                    55,8     44,2             37,3      62,7

Das Auftreten der einzelnen Typen ist stark umweltabhangig. Unter der feuchten und kuhlen Witterung im Sommer 1956 wurden die Aufspaltungsverhaltnisse zugunsten der abweichenden Typen verschoben. Beim Anbau im Gewachshaus wurden die Wuchsformen sehr verdeckt.

Einige Busche zeigten neben den gestauchten Sprossen auch Triebe mit vollig normalen Blattern und Internodien. Die Nachkommenschaften von solchen verschiedenen Sprossen einer Pflanze ergaben aber keine gesicherten Unterschiede in den Aufspaltungen und in der Verteilung der Typen.

Kreuzungen der einzelnen Typen mit normalen Pflanzen brachten in beiden Richtungen vollig einheitlich normale F1-Generationen. Nur in 2 Fallen trat je eine abweichende Pflanze auf.

Alle Typen wiesen Chromosomenzahlen von 2n=24 auf. Die Cenetischen Arbeiten werden in verschiedenen Richtungen fortgefuhrt. Umfangreiche cytologische Untersuchungen wurden begonnen. Von den Stadien der Meiosis wird besonders das Pachytan untersucht.