Die Erzeugung tetraploider Tomaten durch Keimung der Samen auf Colchicin-Agar.

Gottschalk, W.

Es wurde versucht eine von Svaminathan (Zuchter 20, 358-360, 1950) fur tuberare Solanum-Arten angegebene Methode fur die Erzeugung tetraploider Tomaten zu verwenden. Als Kulturmedium mischt man eine 2%ige erwarmte Agarlosung und eine O,5%ige Colchicinlosung im Verhaltnis 1 : 1 und lasst die Tomatensamen in Petrischalen auf diesem Substrat keimen. Wenn die Keimwurzeln 4-5 mm lang sind, spult man die Keimpflanchen mit Wasser ab und lasst die Keimung in Petrischalen auf Filtrierpapier mit destilliertem Wasser weiterlaufen. Wenn sich the Keimblatter entfalten, werden die Pflanchen in Topfe gesetzt.

Der Erfolg der Colchicinbehandlung zeigte sich bereits zu diesem Zeitpunkt am stark verdickten Hypocotyl. Die behandelten Keimpflanzen wurden unter Glasglocken gehalten und entwickelten sich vorerst nicht weiter. Sie bildeten nur zogernd Wurzeln; die ersten Ausfalle traten in diesem Entwicklungsstadium ein, weil die Wurzelbildung bei einigen Pflanzen vollig unterblieb. Nach 3-5 Wochen hatten die Pflanchen die Wachstumsdepression uberstanden und bildeten die ersten Folgeblatter. Die Pflanzen wurden mehrmals pikiert und schliesslich in Mitscherlich-Gefae gepflanzt und Freiland aufgezogen.

Von 34 ausgelegten Samen entwickelten sich 18 (= 53%) zu kraftigen Pflanzen, die in allen Sprossen gleichmassig tetraploid waren und reichlich Fruchtansatz zeigten. Die Samenzahl pro Frucht variierte nach Berlicksichtigung von 27 Fruchten zwischen 3 und 44, der Durchschnittswert lag bei 19 Samen pro Frucht (Vergleichswerte der diploiden Ausgangsform: Variations-breite 103 - 383, Durchschnittswert 207). Eine weitere tetraploide Pflanze brachte keine Fruchte ihre Pollenkorner erwiesen sich als 100%ig steril. Drei Pflanzen entwickelten einem kraftigen, stark gestauchten Spro , sie zeigten starke Missbildungen an ihren Blattern und gingen gegen Ende der Vegetationsperiode ein, ohne Bluten oder Knospen angesetzt zu haben. Chromosomenzahlungen wurden an diesen Pflanzen nicht vorgenommen, es handelte sich offenbar um hoherploide Formen. An einer weiteren stark colchicin-geschadigten Pflanze konnte in den Monaten Mai bis September keinerlei Wachstumszunahme festgestellt werden, gegen Ende der Vegetationsperiode trieb sie jedoch mit 2 gleichwertigen Sprossen durch. Zwolf der angezogenen 34 Pflanzen gingen im Keimlingsstadium zugrunde, weil sie nicht in der lage waren, ein Wurzelsystem zu bilden.

Die Methods erwies sich somit als durchaus brauchbar fur die Erzeugung tetraploider Tomaten. Sie hat gegenuber der Wattebausch-Methode den Vorteil, dass die ganze Pflanze gleichmassig polyploid ist, dass somit die Konkurrenz durchtreibender diploider Sprosse entfallt. Es empfiehlt sich, die Versuche moglichst fruhzeitig vor Beginn der Vegetationsperiode im Gewachshaus anzusetzen, weil die Pflanzen infolge der Wachstunsdepression im Keimlingesstadium und ihrer verminderten Entwicklungsgeschwindigkeit spater zum Bluhen und Fruchten kommen als die diploiden Vergleichsformen.