Eine einfache Methode zur Erzeugung polyploider Pollenmutterzellen.

Gottschalk, W.

Die Erzeugung polyploider Pollenmutterzellen mit Hilfe einer wasserigen Colchicin-Losung kann nach folgender einfachen Methode vorgenommen werden. Es werden zunachst Tomatensprosse ausgewahlt, deren Infloreszenzen die Meiosis gerade durchlaufen. Diese Stengel werden etwa 30-40 cm unterhalb der Infloreszenz durch einen waagerechten Schnitt bis auf die Halfte ihres Durchmessers eingeschnitten, dann wird der Schnitt im Stengel etwa 10-15 cm senkrecht nach oben gefuhrt. Es entsteht dadurch ein Stengelabschnitt, den man in seinem unteren Teil etwas abspreizen kann. Uber diese abgespreizte Stengelzone wird ein Reagenzglas mit der Colchicin-Losung geschoben und mit Bast festgebunden. Durch diese Methode bleibt einerseits die normale Verbindung der Spro-spitze mit dem Erdboden erhalten, die Knospen decken also ihren gewohnten Wasser und Nahrstoff-Bedarf aus dem Boden. Daneben gelangt aber mit dem Transpirationsstrom die wirksame Colchicin-Losung in die Pollenmutterzellen. Man lasst die Losung bei trockener Witterung vom Morgen bis zum Abend einwirken und fixiert die Antheren am nachsten Morgen. Nach Verwendung einer O,l%igen vasserigen Colchicin-Losung wurde mit Hilfe dieser Methods ein hoher Prozentsatz von Knospen mit tetraploiden Pollenmutterzellen erzeugt.

Es soll in der nachsten Vegetationsperiode gepruft werden, inwieweit diese Methode geeignet ist, auch Fruchte mit tetraploiden Samen zu erzeugen. Die diesjarigen Versuche schlugen fehl, weil die Colchicin-Einwirkung auch nach Anwendung dieser Methode die bekannte nachhaltige Entwicklungshemmung zur Folge hat. Es wurde zwar Frucht- und Samenansatz bei allen derartig behandelten Pflanzen beobachtet, die Fruchte reiften jedoch bis zum Ende der Vegetationsperiode nicht aus, der Polyploidiegrad der Samen konnte folglich nicht ermittelt werden.

Die Methode wurde erstmalig von Oehlkers (1946) far die Auslosung von Chromosomenmutationen durch Chemikalien an Oenothera angewendet.